Für unsere Serie „Büchereien und Bibliotheken in Rhein-Main“ hat mich diesmal Christine Ambrosi, Leiterin der Stadtbibliothek Bruchköbel, empfangen.
Die Einrichtung liegt idealerweise in der Ortsmitte. Der hier ansässige Einzelhandel hatte im vergangenen Jahr durch die umfangreichen Baumaßnahmen an Kanalisation und Straße harte Zeiten durchzustehen. Doch während die Geschäfte rechts und links von der Straße mit Einbußen zu kämpfen hatten, ging der Stadtbibliothek kaum Publikum verloren, wie Christine Ambrosi erzählte. Die schönen Räume der Bibliothek befinden sich in einem ehemaligen Kirchenbau. Die oberen Stockwerke sind behindertengerecht mit dem Aufzug zu erreichen. Ursprünglich 1717 als Kirche der lutherischen Gemeinde errichtet, diente der Bau ab 1835 als Wohnhaus. Seit 1992 bietet die Stadtbibliothek hier auf rund 600 m² und über vier Etagen ein umfangreiches Angebot.
Der Schwerpunkt dieses Angebots liegt laut Christine Ambrosi auf der Leseförderung von Kindern. Frau Ambrosi wirft früh ihr Netz aus, um die Kleinen in die Leseecke der Bibliothek zu bringen. Ein kleines Buchpräsent und ein Gutschein, der die Eltern zu einer dreimonatigen Mitgliedschaft berechtigt, werden jedem frisch geborenen Bruchköbeler Bürger oder Bürgerin in die Wiege gelegt. Das ist die beste Vorbereitung, um dann auch die jungen Bilderbuch-Konsumenten im Alter von zwei bis drei Jahren, die sogenannten Bücherzwerge samt Eltern oder Oma und Opa in die vorschulische Leseförderung zu überführen. Da das Programm von Erfolg gekrönt ist, gibt es auch gleich anschließend einmal monatlich ein Bilderbuchkino sowie eine Vorlese- und Bastelstunde. So entsteht eine lückenlose Förderung und Motivation, die sehr gut angenommen wird.
Und dann gibt es da noch Nicki, eine ziemlich große Handpuppe, die das erste Kennenlernen der Kinder mit der Stadtbibliothek spielerisch vermittelt und, geführt von einer Mitarbeiterin, die im gesamten Haus Bücher versteckt. Diese werden dann gemeinsam nach dem Prinzip der Schnitzeljagd aufgespürt. Zur Einschulung werden die Erstklässler schließlich über die Schultütenaktion eingeladen, sich einen kostenlosen Bibliotheksausweis ausstellen zu lassen. Christine Ambrosi erzählte nicht ohne Stolz, dass die praktisch lückenlose Leseförderung zur Mittelstufe unterstützt wird. Dieses Engagement von der Leitung und den Mitarbeitern wurde 2006 mit dem Hessischen Bibliothekspreis belohnt. Frau Ambrosi ist zurzeit die Vorsitzende der Konferenz der Hessischen Bibliotheksleiter/innen. Die Diplom-Bibliothekarin steht der Einrichtung seit 1991 vor und hat aus dem ehemaligen sakralen Bau ein gut besuchtes Schmuckkästchen gemacht, das eine stetig wachsende Nutzergemeinde mit Lesestoff und anderen Medien versorgtNeben der bereits erwähnten Leseförderung sieht die Stadtbibliothek ihre weiteren Aufgabenschwerpunkte als Familienbibliothek und Lernzentrum.
Das Konzept, sich auf diese Kernkompetenz zu konzentrieren, sichert auch einer der kleineren Bibliotheken den nötigen Zulauf. Die Bibliothek in Bruchköbel unterhält rege Kooperationen insbesondere mit Kindertagesstätten und Schulen, aber auch mit den örtlichen Buchhandlungen oder anderen städtischen Einrichtungen. Bei Stadtfesten, z.B. dem beliebten Mais- und Kürbisfest, hat die Stadtbibliothek, wie auch der Bruchköbeler Einzelhandel, an den Sonntagen geöffnet.