Ein Sprachkurs zur „Verhessung“ der Welt
Viele Dialekte sterben mittel- bis langfristig aus. Auch in Hessen hat sich dieser Prozess des Dialektschwunds in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts beschleunigt.
Mit dem Wandel der Beschäftigungsstrukturen in den ländlichen Bereichen ist die ökonomische Basis für die Nah-Sprachen entfallen. Eine Gegentendenz ist die Herausbildung von allgemeinverständlichen Regionalsprachen, die sich gemeinsamer Elemente verschiedener Dialekte bedienen in Kombination mit einer mundartlichen Färbung der Hochsprache. Das „Neu-Hessisch“ im Ballungsraum Rhein-Main etwa zählt dazu, auch als RMV- oder „Fernseh-Hessisch“ bezeichnet. Im Norden Hessens dagegen schwindet der Dialektgebrauch weiterhin rapide.
Wenn ein ganzer Landstrich im Rahmen der Zurschaustellung seiner wirtschaftlichen und kulturellen Potenz sich seines regionalen Idioms rühmt („Wir können alles, nur nicht Hochdeutsch“), wird bereits deutlich, dass der Dialektgebrauch mit einem intellektuellen Mangel nichts zu tun hat.
Diese Vermutung aber, Mundartgebrauch verhindere den sozialen Aufstieg und den Bildungserfolg, motivierte Eltern und Pädagogen über Jahrzehnte, Kindern das Dialektsprechen auszutreiben. Heutzutage ist man dagegen eher der Ansicht, dass der Dialektgebrauch eine gute Vorbereitung für einen erfolgreichen Fremdsprachenerwerb darstellt und generell zu einem besseren Sprachgefühl führt. Mundart sprechen schafft Identität, fördert Zusammengehörigkeits- und Heimatgefühle. Auch J. W. von Goethe war Mundartsprecher. Sein Credo: „Jede Provinz liebt ihren Dialekt, denn er ist doch eigentlich das Element, in welchem die Seele Atem schöpft“.
Die Frankfurter Volkshochschule möchte dazu beitragen, Mundartsprechen zu rehabilitieren, indem sie zeigt, was für ein ausdrucksstarkes Medium ein Dialekt sein kann. Aus diesem Grund bietet die VHS Frankfurt einen Hessisch-Kurs an – aktive Dialektsprecher sind ebenso willkommen wie allgemein an Sprachen Interessierte, insbesondere Zugewanderte, die den „Sound“ der Umgebung verstehen und vielleicht auch künftig selbst produzieren wollen. Die Anmeldung erfolgt unter www.vhs.frankfurt.de
Red.: LLL/Bernd Eckhardt/VHS FFM