Für das Interview zum Wonnemonat Mai war ich bei Frau Grabhorn, Leiterin der Stadtbücherei, in Rüsselsheim zu Gast. Sie steht der Bücherei seit nunmehr zwanzig Jahren vor und, die Bemerkung sei erlaubt, sie liebt ihren Beruf. Mit viel Leidenschaft und Liebe zum Detail gibt Frau Grabhorn nicht nur Einblicke in den Büchereialltag sondern auch einen Überblick zu bildungspolitischen Zusammenhänge in der Region. Denn eine Bücherei ist nicht Solitär und alleiniger Hüter der Medien zu verstehen.
Erst das Zusammenspiel vieler Maßnahmen verschiedener Einrichtungen, ergibt die zufriedenstellende Versorung der hier lebenden Menschen mit unterschiedlichsten Ansprüchen. Die Adresse der Institution lautet „Am Treff“. Da ist der Name Programm, den, so versichert mir Frau Grabhorn, das Treffen der Generationen ist ein ganz wesentlicher Bestandteil und fest verankert im Konzept der Bücherei in der Opelstadt.
Das Gebäude, geplant in den Siebzigern und eröffnet 1984, liegt nicht ganz im Zentrum von Rüsselsheim. Es ist eingebettet in einem Arrangement aus mehreren Schulen, dem Theater Rüsselsheim, einem Medienzentrum, der Kulturabteilung und nicht zuletzt einer sehr renommierten Musikschule. Durch die Neufirmierung der Kultur 123 und der ab 1. Januar 2013 gültigen Unternehmensform als Eigenbetrieb der Stadt Rüsselsheim, haben sich neue, direktere Formen der Zusammenarbeit ergeben, die die Verfolgung gemeinsamer Ziele erleichtert hat. Das wird auch in Zukunft wichtig sein, denn die finanzielle Situation wird auch in der Kommune Rüsselsheim weiterhin angespannt bleiben. Um zukünftig Planungssicherheit und Kontinuität zu haben, wünscht sich Frau Ute Grabhorn von der Politik klare Aussagen, was die Ziele in Sachen Bildungspolitik betrifft.
Ein Schwerpunkt der Arbeit der Bücherei liegt in der Vernetzung von verschiedensten Medienanbietern. Kooperationen mit der Kinderuni Rüsselsheim, der Hochschule Rhein-Main, dem städtischen Kinder- und Jugendbüro und der lokalen Presse werden gehegt und gepflegt. Es besteht, laut Frau Ute Grabhorn, ein Anspruch die Bücherei als Bildungseinrichtung darzustellen damit sie als solche auch wahrgenommen wird. Die Wurzeln dafür liegen in den bildungspolitischen Maßnahmen der siebziger Jahre. Die vielschichtigen Kooperationen haben Tradition in Rüsselsheim und bekamen nochmals einen Schub in den Neunzigern durch die, nicht gerade schmeichelhaften, Ergebnissen der sogenannten PISA-Studie. Das schlägt sich in den Angeboten, die ab dem Vorschulalter für die Nachwuchsförderung bereitstehen, nieder.
Für die Förderung der Kinder mit Migrationshintergrund werden Nachmittage zusammen mit den Eltern gestaltet. Die Wichtigkeit der Bücherei als soziale Einrichtung und als ein Ort der lebenslangen Betreuung in Sachen Medien wird hier ganz besonders erfahrbar. Unabdingbar ist natürlich, wie so oft, die Eigeninitiative, insbesondere von Eltern, Oma und Opa. Die Stadtbücherei verfügt über alle Merkmale einer modernen Bibliothek. Sie ist Mitglied im Onleihe-Verbund-Hessen, es gibt in regelmäßigen Abständen Bibliotheksführungen, Ausstellungen, Autorenlesungen und andere Veranstaltungen. PC-Arbeitsplätze mit Internetzugang sind obligatorisch; die Bibliotheksräume sind mit WLAN ausgestattet.
Foto: Stadtbücherei Rüsselsheim