Einen ganz und gar nicht närrischen Plan haben sich die deutschen Karnevalisten in den Kopf gesetzt: Verschiedene Regionalverbände des BDK (Bundes Deutscher Karneval) haben Anträge bei den entsprechenden Landesministerien eingereicht. BDK-Vizepräsident Peter Krawietz persönlich reichte die Bewerbung für den Karneval in Frankfurt, Wiesbaden und Mainz beim Mainzer Bildungsministerium ein.
Dass die UNESCO den Titel „Weltkulturerbe“ an besondere Bauwerke oder auch spezielle Landschaften verleiht, ist allgemein bekannt. Die wichtige Anerkennung gilt aber auch rein ideellen Kulturgütern – so wie jetzt vielleicht auch bald dem deutschen Karneval. Erst im Juli 2013 trat Deutschland dem UNESCO-Übereinkommen des ideellen Kulturerbes bei und darf seit dem pro Bundesland zwei Vorschläge benennen. Ob der Karneval eine Chance hat, entscheidet sich vermutlich 2016. Fest steht, dass vor allem die Mainzer Fastnacht im Rhein-Main-Gebiet einen wichtigen kulturellen Status hat. Diese hat eine starke literarische und politische Tendenz und ist der Kommerzialisierung noch nicht so stark verfallen wie in manch anderen Teilen Deutschlands. Damit ist der Mainzer Karneval bundesweit bekannt und beliebt.
Da sich auf der immateriellen Liste der UNESCO auch bereits Tänze und regionale Küchen befinden, stehen die Chancen für unseren Karneval nicht schlecht. Ein Blick über die deutschen Grenzen hinaus zeigt, dass es bereits einen Karneval gibt, der sich den UNESCO-Status verdient hat. Im kolumbianischen Barranquilla, der Hauptstadt der Provinz Atlántico, findet jedes Jahr im Februar ein besonders farbenprächtiges Spektakel statt. Vier Tage lang dreht sich hier alles um Folklore, Tanz und Spaß und vermittelt einen charmanten Einblick in den Völkerreichtum der Karibik. Die Feierlichkeiten sind so besonders, dass sie von der UNESCO zum „Meisterwerk des mündlichen und geistigen Kulturerbes der Menschheit“ erklärt wurden. Den Höhepunkt der Feierlichkeiten bietet stets die große Blumenschlacht am letzten Tag. Auch andere Karnevalsfeiern haben es zu weltweitem Ruhm gebracht, allerdings ohne bisher von der UNESCO als Weltkulturerbe gewürdigt zu werden. So kennen wir alle die eindrucksvollen Masken vom Karneval in Venedig oder die knapp bekleideten Damen, die ihre Kostüme zum Samba in Rio de Janeiro rhythmisch zur Schau stellen. In all diesen Regionen ist Karneval mehr als nur Trinken und Feiern; es ist ein kulturelles Lebensgefühl, das die vielen deutschen Jecken genauso fühlen. Eine Anerkennung durch die UNESCO könnte dazu beitragen, dem teils schlechten Ruf des Karnevals entgegenzuwirken und seine wichtige kulturelle Stellung hervorzuheben.
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