Von Anthony R. Williams
Die Wurzeln des Bildungssystems der Vereinigten Staaten liegen in England. Entwickelt hat es sich aber unter ganz einzigartigen geo-kulturellen und politischen Einflüssen. Das amerikanische Bildungssystem besitzt drei individuelle Komponenten: Primary Education (Kindergarten bis zur 8. Klasse), Secondary Education (9. bis 12. Klasse) und Post-Secondary Education (Technische-/Handelsschule, spezialisierte Ausbildungen und Universitäten). Aufgrund der kulturellen Überzeugungen über die Entwicklungsstadien von Kindern und der gesetzlichen Beschränkungen der Jugendstrafsysteme haben viele Staaten den primary education Sektor in zwei Elemente geteilt: Elementary school (Kindergarten bis 5. Klasse) und Junior High School (6. bis 8. Klasse). Die Kinder werden in Altersgruppen unterteilt, welche die zwischenmenschliche Kommunikation während der Entwicklungsphasen fördern und gleichzeitig die jüngeren Kinder von den fast erwachsenen abgrenzen sollen. Andere Staaten kombinieren aufgrund von Budgetkürzungen die Junior und Senior High School.
Man sollte besonders beachten, dass alle fünfzig Staaten der USA eine erhebliche Autonomie im Bildungswesen innerhalb ihres eigenen Staates haben. Im Allgemeinen sind alle Kinder verpflichtet, die Schule zwischen ihrem 6. und 17. Lebensjahr zu besuchen, und haben erst nach dem Erreichen des 18. Lebensjahres die Möglichkeit, das Bildungssystem zu verlassen. Die Kinder können öffentliche Schulen oder Privatschulen besuchen sowie zu Hause unterrichtet werden. Gleichwohl müssen alle Schüler der drei Bildungsformen an den staatlichen Leistungstests, welche ab der 3. Klasse durchgeführt werden, teilnehmen und sie bestehen. In dem Falle, dass ein Schüler fortwährend diese Leistungstests nicht besteht, wird das staatliche Schulamt den Ursachen dafür auf den Grund gehen und den Schüler in lokale Programme verweisen, um die Fortschritte des Schülers auszuwerten, zu verbessern und zu überwachen. Falls nötig, wird der Schüler Sondererziehungs- oder Jugendstrafprogrammen zugeführt.
Zusätzlich gibt es an den Technischen- und Handelsschulen in der post-secondary Kategorie oft keine zwangsläufigen Bildungsabschlüsse. Stattdessen stellen sie Abschlusszertifikate aus oder bereiten die Schüler auf Berufstests vor, welche gewissehandwerkliche Berufsabschlüsse ermöglichen (beispielsweise als Elektriker, Installateur, Tischler, in der Luftfracht oder als Kraftfahrer).
Schulstatistik in den USA [1]
Schulen | 2007-2008 | 2009-2010 |
Public | ||
Elementary | 132,656 | 132,183 |
Secondary | 88,982 | 88,565 |
Combined | 27,575 | 27,427 |
Total | 249,213 | 248,175 |
Post Secondary | 2,004 | 1,989 |
Private | ||
Elementary | 21,870 | 21,425 |
Secondary | 5,522 | 5,275 |
Combined | 2,932 | 2,776 |
Total | 30,324 | 29,476 |
Post Secondary | 4,547 | 4,753 |
Soziale, kulturelle, gesetzliche und ökonomische Faktoren haben das Bildungssystem der Vereinigten Staaten stark beeinflusst. Die Bildung in der primary und secondary school wird als konstitutionelles Recht angesehen. Aufgrund dessen haben lokale, staatliche und föderale Regierungen die direkte Überwachung des Bildungssystems verstärkt. Zudem hat die lokale Geschäftswelt ein gerechtfertigtes Interesse an den verschiedenen Bildungseinrichtungen und übt direkten Einfluss auf das Bildungssystem aus. Dies hat zu gemeinsamen Anstrengungen geführt um sicherzustellen, dass die Schüler aus dem Bildungssystem alle benötigten Fähigkeiten erhalten, um die soziale Ökonomik grundsätzlich voranzutreiben. Gleichzeitig hat sich die Bildungsgemeinschaft zu einer Institution entwickelt, welche den Schüler, ungeachtet davon, in welchem Stadium der Ausbildung er sich befindet, als Konsumenten mit Bedürfnissen, Ambitionen und einer Meinung dazu, was und wie in der Schule gelernt werden sollte, betrachtet. Dies ist besonders in der primary und secondary school von Bedeutung, wo die Eltern direkt in den Bildungsprozess eingebunden werden können.
[1] Digest of Education Statistics 2012, U.S. Department of Education,
Zulassungen der Schulen
Vom Kindergarten bis zur 12. Klassenstufe wird diese im Rahmen der staatlichen Gesetze erteilt. Für die höhere Ausbildung (Universitäten, Berufsausbildung) gibt es viele regional und national beglaubigte private Organisationen, welche den Bildungseinrichtungen Zulassungen erteilen dürfen; die föderalen Regierungsbehörden sind hierfür nicht zuständig. Es gibt zwei Grundtypen von Bildungszulassungen. Die erste wird als „institutionell“ und die zweite als „spezialisiert“ oder „programmatisch“ bezeichnet. Institutionelle Zulassungen richten sich für gewöhnlich an komplette Einrichtungen, wobei man davon ausgeht, dass die einzelnen Abteilungen zur Erfüllung der Grundsätze der gesamten Einrichtung beitragen, wenn auch nicht alle mit derselben Qualität. Diverse Kommissionen der regionalen Zulassungsagenturen sowie nationale Agenturen arbeiten mit diesem Prinzip der institutionellen Zulassung.
(U.S Department of Education, Ed.gov.com)2
Akademische Bewertung
Das nationale Zentrum für Bildung untersteht dem U.S. Department of Education und verwaltet jährlich einen Beurteilungstest der Klassen 1 bis 12, bei dem Kenntnisse in Lesen, Mathematik, Naturwissenschaften, Gesellschaft, Kunst, Rechtschreibung, Ökonomie und die Geschichte sowie Geographie der Vereinigten Staaten überprüft werden. Die föderale Regierung verlangt, dass jeder Staat seinen eigenen Test entwirft. Für den Übergang zu den Universitäten wird meist ein angemessener Schnitt bei dem Scholastic Assessment Test (SAT) verlangt, welcher von dem Universitätsausschuss, privaten Organisationen oder dem American College Testing (ACT) verwaltet wird. Hinzu kommt, dass viele Universitäten von den potenziellen Studenten eine kostenpflichtige Eintrittsuntersuchung verlangen, bevor sie als Student aufgenommen werden.
Schülerzentriertes Lernen
Schülerzentriertes Lernen ist eine Erfindung, die sich aus dem Konzept entwickelt hat, dass Schüler Konsumenten sind. Dies bedeutet wie in jedem anderen serviceorientierten Unternehmen, dass die Wünsche und Bedürfnisse des Kunden wichtig für das Geschäft sind. Daher hat sich der Fokus des zentrierten Lernens von dem, was die Lehrer und Schulen wollen, hin zu den Wünschen der Schüler verlagert. Dies betrifft Fragen, wie etwas vermittelt wird im Unterricht, wie Bildungsziele erreicht werden, und auch den Aufwand an Leistung und Verantwortung, der den Schülern auferlegt wird, um die Bildungsziele zu erreichen. Die Bildungsstandards und -ziele werden vom Staat vorgegeben – das steht außer Frage – aber wie diese erreicht werden, war immer Lehrern und Bildungseinrichtungen überlassen. Bei dem schülerzentrierten Lernen tritt der Lehrer aus dem Mittelpunkt des Lernens, vom Diktieren von Fakten und Maßstäben, und wird Moderator. Diese Position verlangt von den Lehrern ausgeprägte Kommunikationsfähigkeit sowie den Aufbau von positiven Beziehungen mit den individuellen Schülern. Schülerzentriertes Lernen benötigt außerdem auf lange Sicht völlige Transparenz für Lernstandards, objektiv messbare Maßstäbe des Lernens sowie das Teilen von Verantwortung für das Lernen zwischen Lehrer und Schüler.
Vorteile des schülerzentrierten Lernens
- Der Schüler wird selbständiger
- Gruppenarbeit inspiriert zu Teamwork und verleiht soziale Fähigkeiten
- Schüler lernen, indem sie das Vorgegebene hinterfragen
- Schüler verinnerlichen, was sie gelernt haben
- Die Motivation des Schülers zum Lernen steigt
Nachteile des schülerzentrierten Lernens
- Es unterscheidet sich stark von der traditionellen Form des Lernens und ist unbequem für die Lehrer (mehr Arbeit)
- Der Lehrer/Moderator muss aktiv alle Schüler einbinden und in seinen Lehrmethoden variieren, um den unterschiedlichen Schülern gerecht zu werden
- Problemschüler haben Schwierigkeiten, sich an das schülerzentrierte Lernen zu gewöhnen
- Ein bleibender Fokus auf den Lernzielen und Standards
Kontrolle und Überwachung des Bildungssystems
Regionale und föderale Regierungen in Amerika haben alle direkte Überwachungskontrolle über das Bildungssystem. In vielen Staaten übernimmt die höchste Bezirksregierung die Regulierung von sowohl primary als auch secondary school, falls die Schulen nicht die erwarteten Standards erreichen. Eltern- und Berufsverbände überwachen die Verwaltungen von Schulen ebenso wie die Konsumenten der Geschäftswelt. Ein Problem ist, dass viele Schulbezirke von den lokal erhobenen Vermögenssteuern finanziert werden. Deshalb ist in diesen Gegenden, wo die Vermögenswerte nicht besonders hoch sind, der Betrag an Steuermitteln für die Schulen niedrig. Aus diesem Grund sind einige Eltern besorgt über die Ausbildung ihrer Kinder und ziehen deshalb entweder in einen anderen Bezirk oder finden andere Wege, ihr Kind auf eine Schule zu schicken, welche den Bildungsstandards besser entspricht.
Die Aufstiegsmöglichkeiten der Lehrer und Verwaltungsangestellten von Schulen sind direkt mit dem Erreichen des Bildungsstandards der Kinder verbunden. Wenn die Schulen die Standards nicht aufrechthalten können, sind die Verantwortlichen der Schulen und/oder die Lehrer gezwungen, ihre Lehrkompetenzen zu verbessern, ansonsten verlieren sie ihre Lehrerzulassungen bzw. Jobs. In den meisten Staaten wird der oberste Verwaltungsposten der Schulen gewählt. Die Wiederwahl hängt vom akademischen Erfolg des Bezirks ab. Hinzu kommt, dass von den Lehrern häufig die Teilnahme an Fortbildungen verlangt wird, um ihre Lehrzulassung aufrecht zu erhalten. Gleichzeitig sind die Lehrerverbände immer stärker geworden und versuchen, das System der Kontrolle und Überwachung abzuschaffen.
In der post secondary education sind die Kosten das zentrale Thema. Universitäten kosten viel und Stipendien sind nicht leicht zu bekommen. Deshalb richteten sich die Universitäten noch viel früher als primary und secondary education kundenorientiert aus und haben sich dem schülerzentrierten Lernen zugewandt. Die schiere Größe und Komplexität von Universitäten in den Vereinigten Staaten und der ständige Wettkampf zwischen den Universitäten zwang sie, innovativ und kooperativ mit der Regierung und der Industrie umzugehen und ihren Fokus auf die Bedürfnisse der Studenten zu legen.
Studienplangestaltung
Die Standards und die Struktur der Studienpläne werden von jedem Staat einzeln gesetzt, sie müssen aber mit den föderalen Forderungen auf gleicher Ebene liegen. Es gibt keine Wahl von Kursen vom Kindergarten bis hin zur 8. Klasse. Auf der High School und an den Universitäten ist der benötigte Studienplan strukturiert, allerdings haben die Schüler die Option, Kurse zu wählen, welche nicht notenrelevant sind (Kunst, Geschichte, Handwerk und Berufsworkshops).
(Aus dem Amerikanischen übersetzt von Bianca Schmitt, RMC Rhein-Main Consulting, Sinzig)